Wie wollen junge Menschen an politischen Prozessen beteiligt werden? Und welche (An)Forderungen haben sie an ihren Sozialraum? Die Stadt Hof hat Jugendliche aus dem Bahnhofsviertel genau zu diesen Themen befragt. Daraus entstand eine Welle an vielfältigen und lebendigen Ideen. Manchmal wurden dabei auch unkonventionelle Wege beschritten. Doch mit dem Erfahrungsschatz von fast drei Jahren besteht Einigkeit: Junge Menschen sind kreative Stadt-Macher. Quartiersbezogene Stadtentwicklung profitiert immens von ihrer Kreativität und ihrem Engagement.
Die „Pioneers of Tomorrow“ sind ein offenes Jugendgremium, das sich aktiv an der Stadtentwicklung im Hofer Bahnhofsviertel beteiligt. Ziel ist es, jungen Menschen eine Stimme zu geben, sie für politische Prozesse zu begeistern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten. In den monatlichen Treffen in gemütlicher Runde entwickeln die Jugendlichen eigene Ideen, setzen diese um und tragen so zur Aufwertung ihres Stadtviertels bei.
Die Initiative richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bahnhofsviertel, die sich für ihr Umfeld engagieren möchten. Sie wurde gemeinsam von der Stadt Hof, dem Jugendmigrationsdienst im Quartier des Caritasverbandes Stadt und Landkreis Hof e.V. sowie der EIBA im Dekanat Hof ins Leben gerufen. Besonders wertvolle Unterstützung erhielt das Projekt durch Schulen, in denen es aktiv beworben werden durfte.
Um junge Menschen für die Mitgestaltung zu gewinnen, wurden sie in kleinen Pausenhofaktionen dazu ermutigt, ihre Ideen für ihr Viertel einzubringen. Im ersten Jahr stand ihnen durch das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ein Budget von 150.000 € zur Verfügung – ein entscheidender Anreiz, da die Jugendlichen selbst über dessen Verwendung bestimmen konnten.
Die Beteiligung erfolgt über kreative Workshops, Events und direkte Projektarbeit. In einem ersten Tagesworkshop am 3. April 2023 entwickelten 20 Jugendliche Ideen zur Belebung des Viertels. Daraus entstand die Veranstaltung „Laserbeats“ am 3. Juni 2023, bei der sich 350 junge Menschen im Wittelsbacher Park versammelten. Über drei weitere Workshops wurden neue Projekte entwickelt, darunter ein Open-Air-Kino, eine Jugenddisco und eine Graffiti-Gestaltung einer Bahnunterführung.
Neben kulturellen und sozialen Aktionen fanden auch politische Austauschformate statt. Ein Zukunftsworkshop mit Oberbürgermeisterin Eva Döhla und Dr. Burkhard Baier ermöglichte direkte Gespräche über die Anliegen der Jugend. Zusätzlich wurde eine Calisthenics-Anlage auf dem Bahnhofsvorplatz errichtet, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern.
Die Initiative läuft mittlerweile im dritten Jahr und hat sich verstetigt. 2024 haben die „Pioneers of Tomorrow“ ein Jugendcafé neu gestaltet und sich damit einen zentralen Treffpunkt in gemütlicher Atmosphäre geschaffen. Bei den offenen Treffen sind neue Teilnehmer*innen jederzeit herzlich willkommen – sei es für projektbezogenes Engagement oder eine langfristige Mitwirkung.
Auch finanziell ist die Initiative weiterhin abgesichert: Den „Pioneers of Tomorrow“ stehen jährlich 2.000 € zur Verfügung, mit denen sie ihr Bahnhofsviertel weiter zu einem lebenswerten und kreativen Ort gestalten können. Mit ihrem Engagement beweisen sie eindrucksvoll, dass junge Menschen nicht nur Teil der Stadtgesellschaft sind – sie sind aktive Gestalter ihrer Zukunft.
Das Jugendgremium „Pioneers of Tomorrow“ zeichnet sich besonders dadurch aus, dass es gezielt junge Menschen anspricht, die die Mittelschule und Förderschule besuchen. Gerade diese Jugendlichen werden in klassischen Beteiligungsformaten oft nicht ausreichend berücksichtigt. Durch kreative Ansätze und direkte Ansprache, beispielsweise über Schulaktionen und praxisnahe Projekte, gelingt es den „Pioneers of Tomorrow“, auch diejenigen einzubinden, die sonst nur selten aktiv an Stadtentwicklungsprozessen teilhaben. Das Gremium setzt auf niedrigschwellige Beteiligung, direkte Mitbestimmung und die Umsetzung greifbarer Projekte, die das Viertel nachhaltig aufwerten.
Ein Teilnehmer (13 Jahre) war von Anfang an dabei und bestätigt: „Ich fand schon in der Planungsphase cool, dass wir alle jede Menge Spaß hatten. Und das am Ende fast alles gut geklappt hat.“
Wenn Stadtentwicklung zum Spiel wird: Mit Minecraft gestalten Kinder und Jugendliche ganze Stadtviertel – kreativ, partizipativ und spielerisch.
Handbuch Mindcraft